El Cerrejón

 El Cerrejón – Carbones del Cerrejón S.A.

Zunächst mal um sich die Größenordnung vorzustellen hier ein Clip von der ZEIT über die Mine von El Cerrejon, als Satelitenanimation. Im dazugehörigen Artikel aus dem September 2012 schreibt die ZEIT ONLINE:

Im Nordosten Kolumbiens wächst ein riesiges, staubiges Loch. Sein Name ist El Cerrejón, und es ist einer der größten Steinkohle-Tagebaue der Welt: 69.000 Hektar Fläche, 9.500 Angestellte, 32 Millionen Tonnen Jahresausbeute. Aus der Megagrube stammt ein großer Teil der kolumbianischen Steinkohleproduktion.
Zum Vergleich: Der Tagebau Garzweiler im rheinischen Braunkohlerevier, umstritten wegen der sozialen und ökologischen Schäden, die er verursacht, erstreckt sich über 11.400 Hektar. “Gegen El Cerrejón ist Garzweiler ein Witz”, sagt Stefan Ofteringer. Er kennt beide Fördergebiete. Neben Garzweiler wohnt er. El Cerrejón hat er als Menschenrechtsexperte der Hilfsorganisation Misereor oft besucht.

und weiter  heißt es in dem Artikel…“Diese Mine ist schon jetzt so groß, dass sie jeden Lebensraum zerstört”, sagt Menschenrechtsexperte Ofteringer. “Die Sprengungen wirbeln Staubwolken auf, die kilometerweit übers Land ziehen. Regnet es, lagert sich der Staub überall ab.”

Das hat Folgen für die Gesundheit der Menschen. Ofteringer sagt, das auf dem Gebiet von El Cerrejón früher 60.000 Menschen lebten. Nur wenige hätten Arbeit in der Mine gefunden.

Den hoch interessanten Artikel könnt ihr hier downloaden.

Zahlreiche Dörfer mussten dem Tagebau schon weichen.Dabei werden den betroffenen sage und schreibe 4.000€ (8,6Mio. Psos)  “Entschädigung” angeboten, wenn sie ihr Haus und Grundstück abgeben müssen. Bei sofortiger Unterschrift und Quittierung jeglicher weiterer Ansprüche legt Cerrejón nochmal 350€ (750t.) obendrauf. Siehe offizielles, aktuelles Angebot für eine betroffene Familie in dem Dorf “casitas

offerta cerrejón casa_2desalojo tabacoBesonders bekannt ist der Fall der Gemeinde Tabaco, die 2001 mit brutaler Gewalt geräumt wurde – dazu, aber auch sowieso zur der Cerrejón – siehe Video mit deutschen Untertiteln.

VStreik Cerrejónom 8.2. – 12.3. fand ein Streik in der Mine statt – siehe hierzu unsere PM

3 Leute von gegenstrom13 haben das Minengebiet Ende Februar besucht und sich Kontakte und vor allem einen Eindruck vor Ort verschafft. Hierzu ein Reisebericht.

Wer steckt hinter El Cerrejon? (Quelle u.a. Multiwatch, ask a.d. Schweiz)

Xtrata / Glencore (Schweiz) – 33,3%

1995 übernahm der weltweit größte Rohstoffkonzern, der schweizer Multi Glencore Teile der Mine im Zentralen Sektor. 2002 verkaufte der Staat und ExxonMobile ihren Anteil.
Ab 2002 besass Glencore, BHP Billiton und Anglo American je einen 33%-Anteil an der nun vereinigten Mine Carbones del Cerrejón. Glencore verkaufte ihren Anteil im März 2006 zu einem viel zu geringen Preis an den nächsten schweizer Konzern -  Xstrata, an dem Glencore jedoch mit knapp 35% als grösster Aktionär beteiligt war. Im November 2012 fusionierten schließlich die beiden Konzerne – siehe hier.

Glencore besitzt außerdem über die Tochterfirmen Carbones de la Jagua, Carboloma und Prodeco drei weitere riesige Kohlenminen im Departement Cesar, sowie einen Hafen und ist an der (Kohle-) Eisenbahngesellschaft FENOCO beteiligt. Die Gewerkschaft Sintramienergetica wirft Glencore eine gewerkschaftsfeindliche Haltung vor.

BHP Billiton (Australisch / britisch) – 33,3%

BHP Billiton ist ein australisch / britischer Rohstoffkonzern, die Bergbausparte ist die größte weltweit. Investitionen in das ursprüngliche (Kohle-) Kerngeschäft in Australien sind aktuell eingefroren worden…sie sollen nun u.a. nach Kolumbien fließen. In Australien betreibt der Konzern ansonsten auch noch Uranabbau.

Die Ölsparte von BHP Billiton hat außerdem in das irakische Ölfeld Halfaja westlich von Nadschaf bereits 2 Milliarden US-Dollar investiert und gehört damit noch vor den Konkurrenten ENI, Shell und Repsol zu den größten Investoren in den Irak.

Auf der Homepage des Unternehmens findet dieser Umstand allerdings keine Erwähnung…aus gutem Grund, schließlich gilt der Konzern als wichtiger Kriegstreiber – ihm wird u.a. nachgesagt, entscheidenden Druck für die Beteiligung Australiens am Irak – Feldzug ausgeübt zu haben.

Anglo American (südafrikanisch / britisch) – 33,3%

Schließlich, der 3. Anteileigner von Carbones del Cerrejón ist Anglo American. Der weltweit 3.-größte Bergbaukonzern stammt aus Südafrika mit weiterem Hauptsitz heute in London. Anglo American buddelt weltweit nahezu alles aus, was so unter der Erde zu finden ist: Kohle, Nickel, Platin, Gold…Bei Diamanten verfügt der Konzern über eine 85% Beteiligung an De Beers. Dieser ist wiederum mit 40% der weltweiten Produktion unangefochtener Weltmarktführer…und gilt als ganz besonders skrupellos.

Die Platiniumsparte von Anglo American (Amplat) ist ebenfalls Weltmarktführer und hat Anfang Oktober 12.000 Arbeiter in ihren Südafrikanischen Minen aus “disziplinarischen Gründen” entlassen. Hintergrund sind lang andauernde “wilde” Streiks im südafrikanischen Erzbergbau, bei denen seit August 2012 schon über 45 Bergleute getötet wurden.

Kolumbien?

Weder Kolumbiens Staat, noch ortsansässige Konzerne oder bodenständige Oligarchen haben Anteile an El Cerrejón. Das Ganze ist vielmehr eine exklusive Veranstaltung des westlichen “Raubtierkapitalismus im Endstadium”…ohne weitere Zutaten. Die weit verbreitete Korruption im Land hilft stattdessen bei lästigen Problemen mit der Steuer oder wenn es um Konzessionen für neue Claims geht…
…und Geld für neue Investitionen bekommen die Multis dann vorzugsweise von der Deutschen Bank – siehe hier.

Cerrejon ist auch die Mine, die vorzugsweise nach Europa exportiert

Zum einen ist es ohnehin die größte Mine Lateinamerikas. Hinzu kommt die günstige Lage im Nordosten mit nur 150 Km Entfernung zum eigenen Kohlehafen Puerto de Bolivar.

Obendrein ist die oben beschriebene Konzernstruktur im Verhältnis jedenfalls zu den anderen großen Minen Kolumbiens weniger US-amerikanisch, sondern eher schon europäisch / atlantisch ausgerichtet.

Und: selbst Vattenfalls Sprecher hat schon mal zugegeben, dass auch Vattenfall von Cerrejón bezieht…was auch durch Lieferstatistiken belegt ist – siehe auch hier.

 

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