Kraftwerksbaustelle

Kraftwerksbaustelle

…Baustelle Kohlekraftwerk …Eindruck von vor Ort vom  März 2012 im Rahmen einer der von Vattenfall angebotenen offiziellen Rundgänge mit einleitendem Vortrag im Besucherzentrum, sowie weiteren Erklärungen während der 1,5 – stündigen Besichtigung

Im  Besucherzentrum gibt es Kaffee und ca. 1e Std. Informationen. Es wird einem hierbei die gesamte technische Funktionalität, wie auch der Stand des Projekts recht anschaulich und kompetent erklärt. Die „Wahrheit“ wird dabei auch schon mal abgekürzt oder umgangen, aber es wird nicht etwa offen gelogen. Zum Abschluss der Einführung wird dann noch ein großes Glas mit Kohlestücken herum gereicht…man soll “ganz haptisch” sich der Materie nähern…

Die BesucherInnen erfahren u.a.:

Fertigstellung und Inbetriebnahme des 1. Blocks ist jetzt bereits für Ende 2013 fest eingeplant. 2014 dann der 2.Block. Die Sache mit den Stahlrissen sei mittlerweile insofern im Griff, als dass „eine Lösung zusammen mit Hitachi“ gefunden worden sei. Es müssten in jedem, der ca. 90m hohen Kessel jeweils „nur“ ein umlaufender 8 m Streifen ausgetauscht werden – dort, wo die Hitze / Belastung am höchsten ist. Dort werde dann wieder der herkömmliche Stahl eingebaut. Darüber und darunter kann der neuartige Stahl, der zwar jetzt schon feine Risse hat aber verbleiben (Anm.: naja..). Das Jahr Verzögerung deswegen sei auch durch die „schwierigen Absprachen mit Hitachi“ zustande gekommen.

Kostenpunkt der Investition wird mit „wir sind jetzt bei 2,6 Milliarden €“ angegeben.
Und auf Nachfrage: Ja, Moorburg habe die sog. Vorzugsproduktion durch den Wegfall der Moorburgtrasse verloren und müsse nun bei ausreichend Windstrom wegen dem erneuerbare Energien Gesetz wohl häufig herunter „gedrosselt werden“. Auf dann ca. 30% der Leistung. Dies ginge binnen wenigen Stunden. Öfter mal noch weiter zu reduzieren würde technisch aber selbst bei „hochmodernen Kohlekraftwerken“, wie Moorburg (leider) nicht funktionieren. Notfalls würde der nicht verkaufbare Strom dann im zukünftigen GUD in Wedel in Wärme umgewandelt (Tauchsiederverfahren)…besser, als den umsonst nach Holland zu verklappen…(Anm.: nach dorthin gibt es Transporttrassen, nicht in den Süden von Deutschland).

 Eindruck beim Baustellenrundgang:

Insgesamt ist es ein Riesengelände, jetzt in der Bauphase 6 Mal und später 4 Mal so groß, wie das des AKW Brokdorf, bzw. 3x so groß wie das Domgelände auf dem Heiligengeistfeld. Das resultiert vor allem durch die verschiedenen, teilweise sehr großen Logistikeinrichtungen – bis hin zu einem eigenen Hafen.

…Es ist giganto…empfundene Größe: mittelgroßes Flughafengelände.

Und trotzdem ist es extrem eng auf dem Gelände. Es arbeiten ca. 800 Arbeiter dort zeitgleich. Eine ganze Containerstadt steht dort für Tagesunterkünfte, Planungsbüros ect. Deutlich mehr Vorfertigungen als üblich werden außerdem ausgelagert und vor allem im Hafengebiet produziert. Die Baustelle ist im Grunde genommen noch wesentlich größer.

Wir kommen in ca. 1,5 Stunden so einmal um das Gelände herum, mit natürlich Zwischenstopps und weiteren Vorträgen. Fotografieren ist verboten und in das Kerngebäude mit Kesseln und Turbinen dürfen BesucherInnen aus Sicherheitsgründen auch nicht hinein.

Überall ist man schon mit „Feinschliff“ beschäftigt. U.a. werden 34.000 m² Ziegel – Verblendfassade hoch gemauert. Ausschließlich deswegen, damit das auch so von der Optik her sich in Hamburg einpasst. Auch sonst wird sich sichtlich Mühe gegeben mit schnieken, abgerundeten Alublech -Verkleidungen ect.

 

Man kommt auf dem Rundgang auch an allen möglichen riesigen Silos vorbei, mal Ammoniak, mal Asche, mal für Gips. Kreuz und quer verlaufen Leitungen und Förderbänder.

Wir sehen eines der 130m – Durchmesser großen Kohle- Kreislager mit gigantischer Holzbaukuppel auch von innen. Davon gibt es 2. Sie sind bereits fertig. In einem dieser Lager können 160.000 to Kohle gelagert werden. Das sind ca. 2,5 Frachter der sog. „Panamaklasse“, also Massengutfrachter, die durch den Panamakanal gerade noch durchkommen. Diese sind lt. Führung für Moorburg auch vorgesehen.

Ein Riesen Schwenkbagger steht schon in der Mitte bereit, der die „sortenrein gelagerte“ Kohle dann nach Anforderung rauslöffeln wird. Es wird auffällig viel dort in Schallschutz investiert, um die Grenzwerte am 800m entfernten Messpunkt “Moorburg Kirche” noch einzuhalten.

Dann geht es weiter zum kraftwerkseigenen Hafen. Dort stehen die Entladekräne für die Kohle und auch die Förderbänder schon bereit. Zurzeit werden da noch die Vorfertigungen entladen.

Den BesucherInnen wird die „clevere, hoch effiziente Fischvertreibungsanlage“ bei der Kühlwassereinführung vorgeführt. Die Kühlrohre haben einen Durchmesser von 2,4m.
Anm.:Die Kühlung funktioniert so: Elbwasser rein und ca. 5-10° wärmer wieder raus. Dabei wird in nur 2 Stunden die Menge der Außen- und Binnenalster durchgepumpt. Und wenn in der Süderelbe die meisten Fische schon bauchoben schwimmen muss der Kühlturm angeschmissen werden.

Zurück hinkt scheinbar der 200 Mio. teure Hybrid – Kühlturm, der ja nur im Sommer hinzu geschaltet werden soll. Der steht als einziges wesentliches Element offensichtlich noch im Rohbauzustand. Hierzu gibt es keine einleuchtende Erklärung. Schließlich wurde der auch schon ohne Genehmigung vor 2 Jahren begonnen. Die Führung konnte man so interpretieren, dass es dort Probleme mit der Gründung / Fundamenten gegeben haben muss… was kein Wunder wäre.

Ansonsten fragt man sich, wofür jetzt noch weitere mind. 1,5 Jahre eigentlich benötigt werden, weil alles andere scheint fertig oder kurz vor der Fertigstellung. Alle großen Turmdrehkräne sind beispielsweise schon wieder abgebaut.

Es gibt auch nicht das geringste Anzeichen dafür, dass der Bau nicht zu Ende geführt oder das Kraftwerk etwa nicht ans Netz gebracht werden soll.

Als Einziges kneifen scheinbar die Betriebsrahmenbedingungen, wie die vorerst ausgefallene Fernwärmeproduktion und das auch dadurch hervorgerufene Dilemma mit dem ständigen „hoch und herunterfahren –müssen“ aufgrund des Vorrangs von Erneuerbaren.

…Was aber eben nicht genug kneift um nicht ans Netz zu gehen, angesichts der Megainvestition und der Standortinteressen.

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