Hamburg und Norddeutschland
Auch in Norddeutschland ändert sich das Klima
In der Region Hamburg wurden seit Beginn der Wetteraufzeichnung vor ca. 100 Jahren 1° Erwärmung gemessen, mit einer Beschleunigung in den letzten 30 Jahren. Im Hinblick auf Meeresspiegel und Sturmfluten sind Erhöhungen festzustellen, längs der Küste in der Größenordnung von bis zu 20 cm; in der Elbe auch höhere Werte…
Diese Angaben stammen vom Norddeutschen Klimabüro, welches auch die offiziellen Angaben auf der Webseite von der Stadt Hamburg macht. Dort ist auch der sog. Klimaatlas verlinkt. Dieser geht von einer Temperatursteigerung von 2,0 – 4,7° bis zum Jahr 2100 für die Region aus (gegenüber einem Durchschnittswert bis 1961).
Das Hamburger Abendblatt schrieb zum Klimawandel in Hamburg neulich: Palmen im Stadtpark, Weinanbau in Blankenese, Häuser auf Stelzen, Zitronen in den Gärten -der Klimawandel wird Hamburg deutlich verändern.
Das trifft wohl auch die Emotionslage vieler HamburgerInnen zum Klimawandel ganz gut: “etwas wärmer – warum nicht”
Allerdings könnte es auch ganz anders kommen.
Denn zunehmend unsicher ist vor allem die Entwicklung des Golfstroms,
der hier bisher für unser mildes Vorzugsklima sorgt. Heute trifft er viel direkter auf Grönlands Südspitze und weniger Golfstrom kommt beim Ärmelkanal und somit auch in Hamburg an. Siehe auch hier (ca. Mitte der Seite)
Das führt zu einer Häufung von kalten Wintern in England, aber auch in Hamburg in den letzten Jahren. Und im Sommer häufen sich Ostwindlagen mit dann extrem heißer Kontinentalluft, eben weil die vom Golfstrom abhängigen Nordatlantiktiefs tendenziell schwächer werden, die wiederum haupt-verantwortlich für sowohl mildere Winterlagen als auch kühlere Sommer sind.
Wie und vor allem in welchem Umfang und wie schnell sich der Golfstrom verändert ist dabei bisher weitgehend unberechenbar. Klar ist nur: Er verändert sich mit ansteigender Dynamik und schon leichte Nuancen haben enorme Auswirkungen – gerade auch für Hamburg.
Denn eigentlich liegt Hamburg ja auf dem gleichen Längengrad, wie Neufundland in Nordkanada und deutlich nördlicher, als das sibirische Wladiwostok. Und nur dank des Golfstroms liegen die Jahres – Durchschnittstemperaturen in Hamburg um ca. 8° höher als dort.
Der Meteorologen-”Papst” Prof. Dr. Mojib Latif sieht es für Hamburg so kommen:
„Im Sommer wird es bis zu 40 Grad heiß. Im Winter drohen sintflutartige Niederschläge. Aus Gewittern wachsen Tornados. Das wird Hamburg hart treffen. Auch der Meeresspiegelanstieg ist nicht von Pappe.“
Und weiter „Wenn die Eisdecke in Grönland weggeschmolzen ist, steht das Wasser in Hamburg sieben Meter höher“.
Dabei würden auch “nur” 1m Elbpegelanstieg Hamburgs städtebauliche Grundstruktur nachhaltig erschüttern.
Völlig unstrittig ist die vom Klimawandel hervorgerufene erhöhte Gefahr von Sturmfluten
Die letzte große hat es 1962 gegeben mit 340 Toten. Hier die interaktive Karte mit Fotos und Zeitzeugenberichten.
Seitdem sind die Deiche massiv erhöht worden, so dass spätere, ebenfalls sehr schwere Sturmfluten diese bisher nicht überwinden konnten.
Auffällig ist dabei jedoch, dass sich deren Abstand in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert hat.
Hinzu gekommen sind seit 1962 nebst Klimawandel und Folgen auch mehrere Vertiefungen und Verbreiterungen der Elbfahrrinne. Die nächste steht nach Auffassung der Handelskammer jetzt, in naher Zukunft an.
Sie ist zu Recht hoch umstritten. Sämtliche Elbvertiefungen haben u.a. auch den Effekt, dass die Schneise für Sturmfluten in Hamburg dadurch breiter wird.
Also gibt es schon 2 Wahrscheinlichkeits-potentiale, die eine erneute Sturmflut zumindest begünstigen: Den Klimawandel und die Elbvertiefung (en).
Dabei können wir uns in Hamburg noch vergleichsweise gut einstellen:
Die „Lösung“ könnte ein gigantisches Elbsperrwerk außerhalb Hamburgs sein, was bereits in der Presse diskutiert wurde. Der Mega-Stausee würde den Wasserstand regulieren, aber riesige Flächen Land vernichten. Andere Konzepte sehen eine zweite Deichlinie vor.
Neubaugebiete werden jedenfalls vorsichtshalber schon heute 10m höher angesetzt, als dies vor wenigen Jahren noch der Fall war. Und die 2013 ebenfalls in Hamburg stattfindende IBA (internationale Bauausstellung) setzt auch einen Schwerpunkt bei “sturmfluttauglichen Neubauten im Zeitalter des Klimawandels”…auf tatsächlich dann Stelzen.
Ebenfalls entsprechende Vorkehrungen hat auch übrigens das Kohlekraftwerk Moorburg getroffen. Dieses liegt ja direkt an der Süderelbe. Hier wurde ganz erheblich in den Flutschutz investiert, und ein “Klimawandel – worst – case – Szenario” zur Grundlage gemacht…damit bloss kein Wasser in die Kohlekessel schwappt, wenn die Flut kommt…