Vattenfall in der Lausitz
Die Lausitz ist Vattenfalls Energieregion Nr. 1.
Nirgendwo produziert der Konzern mehr Strom und nirgendwo wird mehr CO2 ausgestoßen, wie dort.
Die in der Lausitz installierten Kraftwerkskapazitäten betragen ca. 50% der gesamten von Vattenfall in Deutschland.
Die 2011 dort produzierte Strommenge erreicht sogar die Marke von 80% – also 4 von 5 KWh des von Vattenfall in Deutschland verkauften Stroms kommt aus der Lausitz.
Die Kraftwerke stehen zumeist in unmittelbarer Nähe des Braunkohletagebaus – diese wird also direkt über Förderbänder in die Kessel der Kohlekraftwerke transportiert.
Für den Tagebau wurden in den letzten Jahrzehnten über 120 Dörfer platt gemacht und rund 30.000 Menschen vertrieben. Ebenso wurde der Grundwasserspiegel massiv abgesenkt, so dass viele Böden unfruchtbar geworden sind.
Zum Lausitzer Braunkohlerevier gehören die derzeit aktiven Braunkohleabbaugebiete Nochten, Reichwalde, Welzow-Süd, Jänschwalde und Cottbus-Nord.
Mit der dort im Tagebau geförderten Braunkohle werden die Kraftwerke Jänschwalde, Schwarze Pumpe und Boxberg, sowie die Heizkraftwerke Berlin-Klingenberg und Chemnitz befeuert.
Klimakiller Jänschwalde
Das Kraftwerk in Jänschwalde ist mit 6 Blöcken und 3000 MW – Leistung das größte Kohlekraftwerk in der Lausitz.
Mit einem jährlichen Ausstoß von 23,7 Millionen Tonnen CO2 (2006) liegt es auf Platz 7 der Weltrangliste der Kraftwerke mit den meisten Emissionen, innerhalb der Europäischen Union auf Platz 3.
Vattenfall Mining plant aktuell den weiteren Ausbau und steckt bereits die nächsten großen Tagebaue ab. Mit dabei auch ein gigantisch großes Gebiet auf polnischer Seite – in Gubin (siehe rote Strichlinie).
Allein dort will Vattenfall die unfassbare Menge von 1,9 Milliarden Tonnen Braunkohle ausbuddeln. Das ist mehr als die Hälfte der gesamten noch förderbaren Vorkommen in der Lausitz. Die dortige Jahresproduktion betrug 2011 ca. 60 Mio. Tonnen. Das heißt: Alleine mit einem neuen Tagebau in Gubin könnte die heutige Abbaumenge weitere 30 Jahre gefördert werden.
Diese Kohle soll dann in einem weiteren, neuen Kohlekraftwerk mit 3000 MW – Leistung verfeuert werden. 2000 Menschen müßten alleine für diesen neuen Tagebau vertrieben und 13 weitere Dörfer geschreddert werden.
Aber auch auf deutscher Lausitz-Seite – in Jänschwalde, in Welzow, Sprengberg und Boxberg sollen die Tagebaue ausgeweitet werden. Ein weiteres Braunkohlekraftwerk in Boxberg wurde im Oktober 2012 bereits in Betrieb genommen.
Braunkohle ist mit Abstand der Brennstoff mit den meisten CO2 – Emissionen.
Wegen den ungeheureren Mengen, die davon in der Lausitz verfeuert werden ist Vattenfall auch der klimaschädlichste Stromerzeuger in Deutschland.
Während der Blick der deutschen Öffentlichkeit auf Vattenfall sich eher in den letzten Jahren auf die Pannen – AKWs Krümmel und Brunsbüttel fokussiert hatte blieb der eigentlich für Vattenfall zentrale Standort in der Lausitz weitgehend unbeachtet.
Ähnlich, wie beim rheinischen Tagebau von RWE sind die direkt im Lausitzer Revier lebenden Menschen seit Generationen mit Umsiedlungen, wie auch mit den erheblichen direkten Schadstoffemissionen konfrontiert.
Die Macht Vattenfalls bzw. im Rheinland die von RWE wird dort zumeist als unüberwindbar empfunden und der Tagebau, sowie die Braunkohlekraftwerke als unverrückbare Tatsachen gesehen.
gewaltsame Dorfräumung in Lacoma
Zumal der schon auch in der Lausitz aufkommende Widerstand gegen vor allem die Vertreibungen letztlich gewaltsam vom Staat und Polizei im Sinne Vattenfalls aus dem Weg geräumt wurde.
Sämtliche etablierten Parteien mit Regierungsverantwortung inkl. der LINKEN haben diese Politik bisher mitgetragen.
Und auch die Millionen Stromkunden von Vattenfall in den Großstädten Hamburg und Berlin verdrängen schlicht die Tatsachen in der Lausitz.
Vattenfall kann sich freuen:
Fette Gewinne und kaum jemand protestiert dagegen, dass eine ganze Region dafür nach und nach umgegraben und trockengelegt wird. Und die sonst so “gefährlich umweltbewußten” Großstädter wohnen zum Glück weit genug entfernt. Die nervigen Grünen spielen im Osten auch keine Rolle und die Linken werden spätestens bei Regierungsbeteiligung ebenfalls problemlos “eingenordet”.
Und vor Ort läßt Vattenfall auch mal ein paar Euros springen für den örtlichen Fußballclub.
oder schafft einige Vorzeigeteiche als vermeintliches Beispiel “gelungener Renaturalisierung”?
So kann Vattenfall die nächsten Tagebaue in Visier nehmen und auch das Klima weiterhin ungestört verheizen. 2012 erreichte die Braunkohleförderung, wie auch deren Verbrennung den höchsten Stand seit 1993 – siehe hier.
Es gibt aber auch Anlass zur Hoffnung
Trotz großer Schwierigkeiten gelang es AktivistInnen aus der Lausitz und Berlin 2012 ein Klima und Energiecamp in Cottbus / Lausitz durchzuführen.
Es ist dabei gelungen mit vielen unterschiedlichen und kreativen Aktionen gegen den ganzen Wahnsinn dort zu protestieren. So konnte das Kraftwerk Jänschwalde vorübergehende blockiert werden und auch in Cottbus gab es eine Demo.
Wir empfehlen die gut gestaltete Seite vom Camp sich einfach mal durchzukucken.
Darüber hinaus setzt auch Greenpeace einen Kampagnenschwerpunkt bei der Lausitz. Und zwar sowohl inhaltlich, wie auch mit direkten Aktionen.
2009 wurde in einer spektakulären Aktion einen der Kühltürme besetzt – hierzu ein kurzes Video.
Aber auch der kontinuierliche Protest vor Ort geht weiter.
Vor allem wird versucht über rechtliche Instrumentarien, wie Einwendungen gegen die nächsten Umsiedlungen ect. vorzugehen. Einen ziemlich umfassenden Überblick hierzu, wie auch überhaupt eine Fülle von Informationen zum Lausitzer Revier findest Du auf der Seite der grünen Liga.
Ein Bericht vom Erörterungstermin zu
Nochten II
siehe auch Foto – dieser soll nunmehr auch noch erweitert werden…
Und hier der aktuelle Kohlerundbrief der Lausitz